Still saß Mary da und Hörte sich Léos Wutausbruch an. Auch sie stand auf... und fuhr herum, als sie das allzu vertraute Zombiestöhnen hörte,das von dem rollenden Kopf kam. November stellte sich wie selbstverständlich schützend vor sie und bleckte stumm die Zähne.
Als Léo dann aber hysterisch Lachend dem Kopf hinterherwankte, sprang sie hinterher und versuchte, sie zu Stützen.
Noch vor dem ersten Würgen hatte Mary Leos Haare nach hinten gerauft und hielt Léo fest, während diese sich wieder und wieder übergab. Sanft strich sie ihr über den Kopf, versuchte sie zu stützen, ihr zumindest ein wenig Halt zu geben. Vorsichtig zog Mary sie ein wenig von der Lache weg, als Léos Kräfte schwanden und ihr die Knie nachgaben.
"Mach...bitte....dasses....aufhört.... Sie lächelte sanft und zog sie an sich, hielt ihr eine Hand vor den Mund und summte leise eine beruhigende Melodie ins Ohr...als die Tür aufflog.
Mary!Howard hat irgendeinen Schleim aus der Leber eines dieser... Riesenzombies abbekommen. Du musst ihn behandeln und... Sie fuhr wütend herum und starrte Frank wie eine wahnsinnige Furie an, während sie weiterhin Léo wiegte. Ihre Stimme war tödlich ruhig, ihr sonst fast schon kindlicher Singsang lies ihre Worte verzerrt wie die einer Banshee klingen.
"Und du bringst ihn her? Wenn ich ein Mittel gegen die Zombieseuche hätte, wäre ich jetzt nicht hier." Trotzdem hörte sie Frank zu, warf einen Blick auf Léo... und löste sich von ihr. Mit einem Zielgerichteten Griff zog sie an ihrem Gürtel und zerrte einen Beutel heruas, den sie öffnete. Von innen blitze fast schon blendendes Weiß, nur unterbrochen von ein paar einzelnen grünen Blättchen, die sie einfach in ihre Hand schüttelte und Léo hinhielt. "Nimm es. Weiß macht weiche Wolken im Kopf. Kauen. Schlucken. Nicht kotzen. Bekommst du das hin, hört die Welt auf, um dich herum einzustürzen." Wieder strich sie über Léos Arm,die drei Aschesteifen,die sie darauf hinterlassen hatte. "Ich brauche jetzt deine Hilfe, sonst haben die Leute bald noch genug Grund, um mit mir zu reden, und ihr einen Arzt weniger. Komm bitte mit. Und bring deinen Affenfreund mit,bestimmt schaut er noch zu und hat nur die Stimme verloren. Das ist kein Grund,einen alten Freund so schäbig zu behandeln." Sanft nickte sie Leo nochmal zu, dann wandte sie sich Frank zu, zerrte ihren Wasserschlauch vom Gürtel und goss sich eisig klares Wasser über die Hände. "Frank , du holst diese Säure oder was auch immer ihr habt, eine Base am besten auch, falls die Säure nichts Hilft.Bring am Besten gleich den ganzen Kasten, und eine Pipette,wenn du welche findest, oder einen Plastiklöffel. Beeil dich... und tut mir leid wegen eben. "
Mit zügigen, federnden Schritten lief sie zu Howard und musterte ihn, ehe sie aus ihrer Tasche zwei breite Lederstreifen zog und sie als eher behelfsmäßige Handschuhe um ihre Hände wickelte, ehe sie kurzerhand das Messer zückte und einen vorsichtigen, flachen Schnitt am Oberarm des Arztes ansetzte. Mit so ruhiger Hand, wie sie aufbringen konnte, versuchte sie, mit der winzigen Klinge unter die neu entstandene Hautschicht zu gelangen und sie mit etwas Glück eventuell wie die Haut einer ihrer Ziegen abzuziehen. Dabei summte sie die beruhigende, Schlaflied-hafte Melodie weiter vor sich hin, die sie Léo ins Ohr gesummt hatte.
Dunkles Blut quoll ihr entgegen...eigentlich zu dunkel für Menschenblut, und die leicht violett schimmernde Knotenhaut war zu stur, um sich zu lösen. Selbst Frank,der am anderen Ende des Raumes gerade nach den Chemikalien griff, konnte sie mit den Zähnen knirschen hören. Brüsk wurde ihm der Kasten mit Chemikalien aus der Hand gerissen. Mit knappen, gezielten Bewegungen suchte Mary nach den entsprechenden Flaschen.
"Nein...nein..nein... auch nicht...auch ni-ah doch das hier." Ruckartig zog sie eine der Flaschen heraus, zog den Deckel ab und zog die Pipette auf, um nach und nach einzelne Tropfen Säure über Howards Unterarm zu träufeln. Schnell mischte sich der ekelerregende Gestank verbrennenden Fleisches mit dem verdorbenen Gestank von Léos Papa. Blass wie eine Leiche stand Léo schräg hinter ihr, starrte wie betäubt auf dieses bizarre Schauspiel, dass wohl einen verzweifelten Versuch darstellte, den älteren Arzt vor der Verdammnis zu retten.
Kurz warf Mary einen Blick schräg über ihre Schulter, begann dann zu sprechen, während sie mit der Pipettenspitze die Säure verstrich und erneut versuchte,die Hautschichten zu trennen, um endlich diese widerliche Knotenhaut von Howard weg zu bekommen. "Weißt du , Léo... das Hemd, dass du gerade anhast, hat mal meinem Dad gehört. Er war der mit Abstand tapferste Mann,dem ich je begegnet bin. Ein begnadeter Schütze, ein besonnener Anführer... und der liebevollste Vater, den du dir vorstellen kannst. Er hat mir quasi alles beigebracht, was ich heute bin...und dann war er auf einmal weg." Kurz schwieg sie, als sie ein stück Rauchende haut aus Howards Arm schnitt, aus einem anderen Beutel an ihrer Hüfte eine Handvoll dunkelgelber Blüten in ihren Mund warf, hektisch darauf herumkaute und sie dem Arzt auf die frische Wunde drückte.
"Ich verstehe dich, vermutlich besser, als du glaubst. Aber... Nur weil jemand geht... geht er nicht wirklich, weißt du? Ich weiß, ich laber gerade nur abgedroschenen Schrott, aber... Es stimmt wirklich,weißt du?"
Wieder Stille, nur von Marys hastigen Atemzügen unterbrochen,als sie versuchte, mehr von der Schicht zu lösen, diesmal an einer Stelle, die noch nicht ganz getrocknet war. Behutsam tropfte sie von oben die Säure auf die schmierig schimmerte Schicht, sorgsam darauf bedacht, nicht selbst damit in Berührung zu kommen. "Mein Dad hat mir immer dieses Eine Lied vorgesungen,als wir in Seattle im Park waren. Wir haben so soft oben auf den Bäumen übernachtet, und er hat immer erzählt, der Text kommt aus einem alten Buch, dass er gelesen hat, in dem es um ein Mädchen mit Pfeil und Bogen geht, dass ums Verrecken zu stur zum sterben war..."
Sie unterbrach ihren Wortfluss, um ausgiebig zu fluchen, als von dem nicht getrockneten Sekret eine leichte Rauchfahne aufstieg, und sie mit Messer und Pipette versuchte, die Geschichte wieder unter Kontrolle zu bekommen. "Bist du sicher, dass du weißt, was du da tust, Mary?" Fragte der Polizist zweifelnd, was ihm nur mit einem katzenhaften, wilden Fauchen quittiert wurde. Immer hektischer fuhren ihre Hände über den Körper des Arztes, sie zerschnitt Kleidung und Haut, nur um diesen Fremden zu retten, legte Pflanzen auf rauchende Verätzungen und Verbände auf blutende Schnitte.
"Ich weiß, dass du dich jetzt nicht fühlst. Und dass du ,wenn die Wolken verfliegen, wünschst, du würdest nie mehr, aber ich möchte dir trotzdem, dieses Lied schenken... nicht dass ich musikalisch wäre oder so, aber mir hilft es oft...wenn ich einsam bin." Kurz machte Mary einen Schritt zurück, betrachtete den Arzt und begutachtete, was sie bisher getan hatte. Ihr war anzusehen, dass sie sich nicht sicher war,ob sie ihm half oder weiter schadete. "Ich meine, seh dir diesen Mann an. Selbst wenn ich ihm gerade helfe, wird er sein Leben lang Narben davon tragen...Und wir tragen alle Narben. Auf der Haut, auf der Seele...Wir müssen es einfach schaffen, mit ihnen weiterzuleben. Und das kann niemand ganz alleine. Aber unser Schmerz ist nicht das Einzige, was uns einzigartig macht...Es ist das,was wir erlebt haben. Die Menschen, denen wir begegnet sind, die Freundschaften, die wir geknüpft und zerstört haben. Jeder gibt uns etwas auf den Weg, das uns begleiten wird..." Mit einer schnellen Bewegung zog sie ihre Klinge über die Innenseite der Kleidung des Arztes und säuberte sie so, bevor sie wieder neu ansetzte. "Und das ist die Besonderheit, die uns auf unserem weiterem Weg begleitet und uns Hoffnung geben kann... zumindest,wenn wir es zulassen."
Zitternd holte Mary Luft , und begann, leise vor sich hin zu singen. Nicht jeder Ton saß perfekt oder klang schön, aber man sah,dass es ihr half. Ihre zitternden Hände beruhigten sich, ihre fahrigen , hektischen Bewegungen wurden wieder sanfter und gezielter, während sie mit sanfter, leiser Stimme das alter Wiegenlied ihres Vaters sang und versuchte, ein Leben zu retten